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Chlamydien treffen Filzlaus! Zum Glück nur auf der Leinwand…

SchülerInnen das Wahlpflichtfachs Biologie und des Feminismusclubs verbrachten mit Prof. Seidl einen überaus spannenden Abend bei Universitätsprofessorin Dr. Hirtenlehner-Ferber. Sie ist Fachärztin für Geburtshilfe und Gynäkologie und fesselte uns sprichwörtlich zwei Stunden lang mit ihrem Vortrag zu Geschlechtskrankheiten und Endometriose in ihrer Ordination im 14. Bezirk.

Die Informationen über STD (Sexual transmitted diseases), wie Geschlechtskrankheiten im Fachjargon eigentlich korrekt heißen, waren nicht nur interessant, sondern essenziell für verantwortungsbewussten Umgang mit Sexualität. Wir erfuhren zum Beispiel, dass die Fälle von Syphilis-Erkrankungen in Österreich stark zunehmen, weil sich das Risikoverhalten (insbesondere der Männer) angesichts erfolgreicher AIDS-Therapien verändert, oder dass Infektionen mit Chlamydien bei Frauen oft unbemerkt bleiben, da die Symptome nur leicht sind. Letzteres ist für viele Frauen bzw. Paare fatal, da die bakteriell verursachte Verklebung der Eileiter zu Unfruchtbarkeit führt. Wie weit verbreitet Chlamydien sind, ist unklar, da diese nicht meldepflichtig sind. Auch dass Kondome nur bedingt vor der Krankheitsübertragung schützen, weil z.B. HI-Viren durch die Latexporen dringen können, war eine wichtige Information, da dies mitunter auch noch anders in den Köpfen vieler Menschen ist bzw. nicht eindeutig in den Schulbüchern steht. Trotzdem: Kondome reduzieren das Risiko nachweislich enorm!

Weltweit infizieren sich übrigens 1 Million Menschen täglich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit.

Die Existenz von Filzläusen war für einige neu und dass diese wesentlich unangenehmer sind als Kopfläuse ebenso; dies ist nicht nur ihrem Lebensraum im Schamhaarbereich geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass sie eitrige Bläschen verursachen.

Die abschließenden Botschaften lauteten jedenfalls: Augen auf bei der PartnerInnenwahl! und Symtome und Beschwerden immer ärztlich abklären lassen – alle STD sind via Tests nachweisbar.

Auch der Vortrag zu Endometriose war sehr wichtig, schließlich ist diese Erkrankung für viele Frauen sehr belastend. Hierbei wandern Zellen bzw. Gewebestücke aus der Gebärmutterschleimhaut in andere Gewebe, z.B. über die Bauchhöhle in den Darm oder zur Lunge, wo sie, dem Monatszyklus folgend, „menstruieren“ und mitunter schwere, unglaublich schmerzhafte und gefährliche Blutungen verursachen. Frauen warten im Schnitt 10,4 Jahre (!) auf eine Diagnose. Abgesehen davon, dass diese Erkrankung tatsächlich häufig schwer zu diagnostizieren ist, weil die Zell- bzw. Gewebsherde nicht leicht zu finden sind, liegt die späte Erkennung daran, dass Menstruationsschmerzen oft nicht ernst genommen werden. Leider reduziert Endometriose die Fruchtbarkeit der Frauen um 50 Prozent; in vielen Fällen ist die Therapie nur durch eine künstlich herbeigeführte Menopause bzw. Operationen möglich und ein Kinderwunsch nicht erfüllbar. Zeit also, hier für mehr Aufklärung zu sorgen, damit Frauen sich auch nicht so einfach mit Schmerzmitteln vom Arztbesuch nach Hause schicken lassen.

Im Anschluss an die Theorie zeigte Fr. Dr. Hirtenlehner-Ferber den SchülerInnen ihre Untersuchungsräume und erklärte, welche Routineuntersuchungen ab welchem Alter vorgesehen sind und wie diese ablaufen. Sie konnte wohl bei einigen die Angst vor dem ersten Besuch bei einer/m Frauenärztin/arzt nehmen.
Die Möglichkeit, Fragen zu stellen, gab es die ganze Zeit über und wurde auch ausgiebig in Anspruch genommen. Wir bedanken uns herzlich für diesen großartigen Abend in angenehmer und vertrauenswürdiger Atmosphäre!

http://www.frauenaerztin1140wien.at/index.html