Ran ans Beuschel – Sektion im Wahlpflichtfach Biologie Teil II

Meine SchülerInnen wissen, bei der Seidl lernen s‘ immer a bisserl Wienerisch. Geht’s ihr am Vormittag in Deutsch noch um den Doppler, genauer gesagt um Stefan Slupetzkys Kriminalgeschichte „Dopplermord“, kredenzt sie im Wahlpflichtfach ein feines Rehbeuschel, freilich ohne Seidel. Die Wienerin weiß, Lunge muss dabei sein und das feste Herz, Majoran und Sauerrahm…naja. Der Slupetzky hat’s als Kind schon nicht essen mögen und unseres ist auch keins für den Salon geworden, aber für die zweite Sektionsstunde ist’s ein Erfolg gewesen:

Mit Leidenschaft sezierten die SchülerInnen Zunge, Schlund und Luftröhre, Herz, Leber und Lunge vom Reh. Dabei trennten sie zuerst alle Organe voneinander, verglichen die unterschiedlichen Texturen via Drucktest miteinander und untersuchten dann die verschiedenen Gewebe anatomisch, allen voran das Herz. Dabei stellten sie fest, dass ein Finger in die Aorta und die Lungenarterie passt, ertasteten die Pulmonalklappe und spürten, dass die Gefäße in unterschiedliche Herzkammern bzw. Vorhöfe führen. Das Herz befreiten sie gekonnt vom Herzbeutel und halbierten es so geschickt der Länge nach, dass man die Herzklappen erkennen konnte. Auch von der Lunge wurden Bronchien und Bronchiolen präpariert und die SchülerInnen entdeckten, dass dem Rehlein der letzte Bissen sprichwörtlich im Halse stecken geblieben war: bei der Sektion der Speiseröhre kam ein Büschel Gras zum Vorschein, vermutlich ein wiedergekautes. Die Zungenpapillen bewunderten die SchülerInnen durch das Binokular und Dauerpräparate von den entsprechenden Gewebsschnitten durch das Lichtmikroskop. Vor lauter Begeisterung machten sie sogar eine Überstunde.

Schön war’s. Wieder a bisserl Wienerisch g’lernt. Um den Beuschelreißer geht’s übrigens dann im November, da besuchen wir die Raucherlunge im Narrenturm. Wir werden berichten.