Erstmalig wurden die Wiener Landesmeisterschaften im Skier – und Snowboardcross, in einem Event vereint, am niederösterreichischen Annaberg veranstaltet. Erstmalig war das Gymnasium Erlgasse vertreten. Erstmalig konnten herausragende Leistungen, beeindruckende Turns und (gefühlt) meilenweite Sprünge der meidlinger Schneesportkapazunder im Annaberger Pistengefälle verewigt werden.
Kurz – ein Tag voller Pionierleistungen – und das im Hoheitsgebiet des Erfinders des Skisports selbst – Mathias Zdarsky. Die gleichzeitige Abhaltung der beiden, früher konkurrierenden, Sportarten entpuppte sich als gelungenes Wintersportfest, die unterschiedlichen Schneesportler und Schneesportlerinnen der Hauptstadt ergänzten sich in einem fairen Wettkampf perfekt, fast wie die Milch und der Café in der berühmten Wiener Melange.
Nun aber eine schnelle Einordnung: Was ist ein Skicross oder ein Snowboardcross eigentlich? Die gute Nachricht zuerst, es hat nichts mit gekreuzten Skiern, dem allgemein bekannten Warnsignal für einen Unfall auf der Piste zu tun. Vielmehr geht es bei dieser Sportart um eine Kombination aus einem Rennlauf und einer Freestyle – Veranstaltung. So wird neben normalen Pistenpassagen vor allem auf Steilkurven, Wellenbereiche und Kicker (auch bekannt als Schanzen) fokussiert. Klingt gefährlich und dennoch sei anbei nochmal erwähnt – das Skikreuz war nie notwendig, keine Verletzten waren zu beklagen.
Gestartet wurde schon um 7:30 in Hütteldorf. Der Veranstalter organisierte fünf Busse, mit denen mehr als 200 Kinder der urbanen Wintersportelite an den, 90 Minuten entfernten, Annaberg chauffiert wurden. Schon auf der Autobahn konnte man die geballte Motivation und Kraft der Stadtkinder spüren, welche nun endlich auf die Pisten losgelassen werden würden.
Bei Kaiserwetter (müsste man bei den Wiener Landesmeisterschaften eigentlich „bei Bürgermeisterwetter“ schreiben?) starteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Einfahren. Nach einer kurzen Streckenbesichtigung und einem – ob der Kursbeschaffenheit – beeindruckten, wenn auch noch mit Respekt erfüllten, Raunen, ging es los. Die Snowboarder waren die ersten, welche sich, wie in einem Cross – Bewerb üblich gleichzeitig, auf die Strecke wagten, ja fast schleuderten. Nur 56 Sekunden später war der Zauber für die Erlgassler Schneebrettler schon wieder vorbei, die Zeiten, welche addiert wurden, waren phänomenal, doch wurde ein Tor ausgelassen. Dies bedeutete die überaus schmerzhafte Disqualifikation für das gesamte Snowboardteam. Da wäre sicher eine Top – Platzierung drin gewesen, der Podestplatz mehr als in Reichweite. So verblieben die Snowboarder mit der Erfahrung, das Licht und Schatten im Sport leider manchmal allzu nah beieinander liegen.
Umso motivierter gingen die zwei, den zwölften Wiener Gemeindebezirk repräsentierenden, Skiteams, ans Werk. Nach spannenden Läufen und nervenaufreibenden Sprüngen und Manövern blieben in der Gesamtwertung ein beeindruckender sechster und ein, sturzbedingt ebenfalls bemerkenswerter, 14. Platz. Betrachtet man die Tatsache, dass hier ein Duell mit etlichen Sportschulen und Kindern, welche Erfahrung in verschiedenen Skivereinen hatten, stattfand, kann die Leistung der Erlgassler Mädels und Jungs nicht hoch genug eingeschätzt werden – sind die finanziellen wie kulturellen Voraussetzungen im Meidlinger Skizirkus vergleichsweise doch mehr als begrenzt.
Nach einer Stärkung auf der Hütte und einer Siegerehrung, die mehr an ein Kabarettprogramm im berühmten Wiener Simpl erinnerte, wurden die Rucksäcke wieder gepackt. Um kurz vor 18 Uhr erreichten die Busse schlussendlich die Hauptstadt.
Was bleibt sind leuchtende Kinderaugen, bleibende Erinnerungen und die Gewissheit, dass auch normale Schulen (ohne Sponsoring und familiärem Push) bei solchen Events mehr als nur würdig teilnehmen können.
Wir Sportlehrer und Sportlehrerinnen sind jedenfalls mächtig stolz auf unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Iin diesem Sinne: „fingers crossed“, dass sich im nächsten Jahr vielleicht sogar ein Pokal ausgeht!