Exkursion der 4D zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen Memorial
Wunschblumen
Unnütze Fresser im Löwenzahnmeer
Zu müde, Tanzen geht nicht mehrAlte Baracken, der Lack splittert ab
Dennoch waren sie einst kalt & hartWunschblumen an einem toten Ort
Ich frage mich nur, was suchen sie dort?Die Ironie dahinter – unübersehbar
Atmen fiel ihnen immer schwererZu dem Punkt da ging’s nicht mehr
Helena, 8. Mai 2022
Der Unterschied von Leiche und lebend?
– hättest Du wohl gern!
(am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos)
Anfang Mai besuchte die 4D das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen. Im Rahmen des Geschichteunterrichts hatte sich die Klasse bereits mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen beschäftigt. Die Exkursion war für alle ein intensives Erlebnis, das dazu aufruft, mutig für Freiheit und Menschenrechte einzutreten. Im Folgenden eine Auswahl von Texten aus den persönlichen Berichten der Schüler:innen:
Rozi: Als wir beim Konzentrationslager angekommen sind, gingen wir zuerst in das dortige Museum. Es war sehr interessant und wir lernten auch sehr viele Fakten, die wir bis dahin nicht kannten.
Anastasia: Mauthausen ist ein kleiner Ort in Oberösterreich, in der Nähe von Linz. Von 1938 bis 1945 gab es dort ein Konzentrationslager. Die heutigen Überreste des Lagers sind nur 10% des damaligen Lagers. Die ganze Landschaft wurde von unserem Guide als eine „Gewaltlandschaft“ bezeichnet, denn alles, was dort war, wurde von den Häftlingen von Hand angefertigt. Sogar ein Fußballplatz, auf dem SS-Leute regelmäßig spielten, musste von den Häftlingen abgegraben werden. (…) Die Schlafhäuser hießen Baracken. Dort mussten meist 700 Menschen schlafen, das sind fast genauso viele Menschen, wie in unserer Schule sind. Das wäre so, wie wenn unsere ganze Schule auf ca. 200 m2 Platz finden müsste.
Zainab: Unser Guide hat uns besonders viel über den Fußballplatz erzählt. Er erklärte, wie die SS da ihre Matches hatte und wie die Bevölkerung zuschaute, während die Gefangenen unter den schlimmsten Bedingungen litten. Dieser Punkt hat mich sehr belastet. (…) Ich bin aber beruhigt, dass heutzutage Menschen nach Mauthausen kommen, um über ihre Geschichte zu lernen. Für manche ist es ein Friedhof, für andere nur ein dunkler Teil unserer Vergangenheit. Ich jedenfalls muss immer noch lernen, wie ich richtig mit diesem Thema umgehen soll.
Magdalena: Bisher dachte ich immer, dass solche Lager im Geheimen betrieben wurden, doch während der Führung wurde mir klar: Die Bewohner:innen der umliegenden Häuser, Dörfer und sogar alle lokalen Fußballmannschaften wussten davon, denn das Spielfeld lag genau neben dem Krankenlager. (…) Der Teufelskreis der Entmenschlichung und wie die Gefangenen immer egoistischer werden mussten, um zu überleben, hat mich doch sehr fassungslos gemacht. (…) Viele Staaten haben Denkmäler bauen lassen und im „Raum der Namen“ stehen alle bisher bekannten Opfer.
Marie: Während des Besuches der Gedenkstätte Mauthausen gab es einiges, was mich überrascht und traurig gemacht hat. (…) Ins Krankenlager wurden Häftlinge hingebracht, wenn sie krank waren oder unfähig zu arbeiten. Es diente als „Ablagerungsort“ für „unbrauchbare“ Menschen, die dort zum Sterben gelassen wurden. (…) Und wenn du dorthin gebracht wurdest, war das dein Todesurteil. (…) Es war gut, dass wir dort waren und es ist wichtig, solche Verbrechen nicht zu vergessen, doch kann man selbst nach dem Ausflug die ganze Grausamkeit nicht begreifen.
Jennifer: Nachdem wir uns die „Todesstiege“ angesehen hatten, gingen wir auch schon in das Konzentrationslager hinein. Wir sahen, wo die Menschen jeden Tag Appell stehen mussten.
Sinan: Wir haben erfahren, dass die SS-Leute kündigen durften, dass aber viele dies nicht gemacht haben, was meiner Meinung nach etwas sehr Grausliches ist. Viele haben freiwillig mitgemacht.
Sanja: Bei der Hinfahrt war ich schon gespannt darauf, wie ich mich im KZ fühlen würde. (…) Wenn man weiß, was an diesem Ort passiert ist, sieht man die Denkmäler, Baracken und die Umgebung mit anderen Augen. (…) Der „Raum der Namen“ ist dazu da, dass die Verstorbenen nie vergessen werden.
Natalie: Unsere Endstation sind die Duschen, das Krematorium, die Gaskammer, welche relativ klein gewesen ist und der „Raum der Namen“. Diesen Ort habe ich ebenfalls sehr beeindruckend gefunden. Es sind so viele Menschen verschiedenster Herkunft an den Grausamkeiten der Nazis gestorben – grundlos.
Letizia: Blumen, Kerzen und Andenken an die Verstorbenen erblickte man, wo man auch hinsah. Wir betraten einen Raum mit einer nicht zählbaren Menge von Namen der Ums-Leben-Gekommenen. Es war ein sehr inniger Moment, ein Moment der Trauer und des Abschiedes. Vielleicht war es auch eine Art Versprechen, dies nicht zu vergessen und für alle Zeit dafür zu sorgen, dass keinem Lebewesen auf dieser Welt so etwas Grauenvolles ein zweites Mal widerfahren muss. Zusammengefasst bin ich sehr froh über diese Exkursion, denn man nahm nicht nur neue Informationen auf, sondern konnte auch die Vergangenheit wahrhaftig realisieren. Es ist nicht nur eine Geschichte, die man sich erzählt, sondern es war auch Teil einer Gegenwart wie das heutige Hier und Jetzt.
Pascal: An diesem Tag haben wir schreckliche Bilder gesehen und haben auch viel dazugelernt. Im Geschichte-Unterricht konnten wir nicht so ganz erahnen, wie grausam das dort wirklich war.
Emily: Vor allem die Erzählungen über Einzelpersonen haben mich besonders angesprochen, weil sie einem vor Augen halten, dass es sich bei allen Beteiligten um Menschen handelte, die mit uns verwandt sein könnten, die ein Leben, eine Persönlichkeit, Erinnerungen und Erfahrungen hatten. (…) Es wird zwar gesagt, dass das heutzutage nicht möglich wäre, aber wer hätte gedacht, dass so etwas überhaupt möglich ist? Damals waren die Menschen auch Menschen wie wir! Das ist für mich eigentlich das Gruseligste.
Ajla: Die Inhaftierten waren Menschen, aber sie wurden wie nicht-menschliche Kreaturen behandelt. (…) Schlimm finde ich, dass die Menschen, die in der Nähe gewohnt haben und andere, die diese Grausamkeiten mitbekommen haben, nichts dagegen gemacht haben. Ich finde, dass nicht so viele Menschen hätten sterben müssen, wenn sich die Einwohner:innen zusammengetan hätten und irgendetwas gegen die Nazis unternommen hätten. Man hätte es wenigstens versuchen können, denn die Angst sollte einen nicht dazu bringen, etwas nicht zu tun.
Lejla: Unser Guide war sehr nett, hat uns alle Fragen beantwortet, die wir hatten und hat uns davon erzählt, dass er Leute kennt, die etwas mit dem KZ zu tun hatten oder die (…) zum Zahnarzt ins KZ gingen, obwohl dort ein Massenmord begangen wurde. Die Leute wussten davon, haben aber trotzdem nichts dagegen gemacht. (…) Ich würde gerne wieder dorthin ins Museum in Mauthausen gehen, weil wir nicht genug Zeit hatten, uns alles in Ruhe anzuschauen. (…) Mir ist am meisten der Duschraum im Kopf geblieben. An der Wand gab es Inschriften über Rassismus und andere Themen, auf einem Fensterbrett haben Leute sehr viele positive Dinge auf Karten geschrieben, die mein Herz berührt haben, weil man sehen konnte, dass es viele nette Menschen gibt, die daran glauben, dass wir Rassismus und Antisemitismus stoppen können. (…) Ich werde diesen Tag nie vergessen.
Leo: Die Exkursion nach Mauthausen war eine der längsten und spannendsten seit der Pandemie, (…) ein tolles Erlebnis.
Viktor: Meiner Meinung nach hatten wir viel Glück mit unserem Guide, da er uns alles altersgerecht, aber auch ehrlich und verständlich erklärte. (…) Was mir außerdem auffiel, war, dass sich das Wetter zufälligerweise an unsere Tour anpasste. Als wir draußen waren, gab es noch strahlende Sonne, als würde man noch nicht wissen, was im Lager vor sich ging. Als wir hinein gingen, zog ein Sturm auf und als wir in die Baracken kamen, fing es an zu hageln, so als würden wir schon wissen, was passiert ist. Als wir zum Krematorium wollten, mussten wir hektisch durch den Regen laufen. Meiner Meinung nach war das alles symbolisch sehr zutreffend.
Ebru Şeker / Peter Grabher