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Philosophie in der Pandemie

Das Schuljahr war und ist außergewöhnlich, eine Herausforderung für uns alle. Aber Krisenzeiten sind philosophisch gesehen interessante Zeiten: Gewohnheiten und Gewissheiten gelten nicht mehr – da ist die Philosophie gefragt. Schon der spätantike Denker Boethius nannte sein Hauptwerk, das er im Gefängnis schreiben musste, “Trost der Philosophie”. Schüler*innen der 8. Klassen ließen in persönlichen Texten das Jahr Revue passieren und stellten Überlegungen zur Philosophie und ihren Nutzen für das Leben an. Hier eine Auswahl von Statements… (Mag. Dr. Peter Grabher)

Illustration: Zeichnerische Darstellungen des platonischen Höhlengleichnisses von Schüler*innen der 8AB

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A. –> Im Philosophie-Jahr hat mir besonders gut gefallen, dass wir einen guten, allgemeinen Einblick bekommen haben in verschiedenste Theorien und Denkweisen. Da wir uns im Distance-Learning oft alleine mit den Aufgaben beschäftigen mussten, war es möglich, sich selbstständig mit Themen, die einen besonders interessiert haben, vertiefend auseinanderzusetzen. (…) Für mein zukünftiges Leben werde ich mir aus dem Philosophie-Unterricht mitnehmen, dass ich Unklarheiten hinterfragen und mich selber damit auseinandersetzen werde, bevor ich die Aussagen anderer glaube. Außerdem werde ich viel aufmerksamer durch den Alltag gehen und versuchen, mehr auf Kleinigkeiten und Details im täglichen Leben zu achten.

A. –> Ich finde, dass ich durch die Pandemie Philosophie ganz anders erleben durfte. Von zuhause konnte ich mich dem Input ganz anders zuwenden als in der Schule; nicht nur konnte ich in meiner Geschwindigkeit arbeiten, sondern ich konnte auch einzelne Dinge näher recherchieren. Ich denke, ich werde mich weiterhin mit Philosophie beschäftigen. Ich weiß nicht, ob man ein Leben leben kann, in dem man nicht über philosophische Fragen oder Strukturen nachdenkt. Was ich aus dem Unterricht mitnehmen möchte, ist, dass ich mir zu allem eine zweite Sichtweise suche, ohne etwas einfach hinzunehmen. Die Pandemie hat mir gezeigt, nicht alles als selbstverständlich zu nehmen, denn ohne dass man etwas dafür kann, kann sich bald alles ändern. Ich dachte immer, Philosophie beschäftige sich nur mit den größten Fragen der Menschheit, wie ,,Was ist der Sinn des Lebens?”, habe aber schnell herausgefunden, dass sie sich auch mit den kleinsten Dingen im Leben beschäftigt.

C. –> Ich finde philosophieren einfach interessant und amüsant. Insofern war im Vorhinein schon klar, dass ich Philosophie mögen würde. Ich habe es auch toll gefunden, dass die Möglichkeit, über momentane Geschehnisse (also die Pandemie) zu philosophieren, genutzt wurde. Ich hätte gerne mehr diskutiert, da ich es einfach mag, zu diskutieren. (…) Ob die Philosophie in Krisen hilft, ist eine sehr personenbezogene Frage. Offensichtlich bringt die Philosophie auf gesellschaftlicher Ebene nichts (im Sinne der Summe des Nutzens für alle Individuen). Aber einzelnen Leuten kann sie helfen. Sie kann beschäftigen und Handlungen rechtfertigen. Erstens hilft sie offensichtlich gegen die Langweile und zweitens hilft sie vermutlich dem Selbstbewusstsein und der Moral. Ich glaube, es muntert auf und motiviert, wenn man weiß (oder eher glaubt), moralisch korrekt zu handeln. (…) Zudem können wir nur durch die Philosophie sagen, was ein gutes Leben überhaupt ist. Ich werde mich jedenfalls weiterhin in meiner Freizeit mit der Philosophie beschäftigen.

J. –> Ich finde es toll, dass ich einige neue Denkweisen kennengelernt habe. (…) Ich kann jetzt definitiv mehr mit Philosophie anfangen als vorher.

L. –> Mein Verhältnis zur Philosophie hat sich stark verändert, was mich selbst erstaunt hat, da ich dachte, das Fach wäre etwas eintönig. Es hat sich aber das Gegenteil erwiesen: Es gibt viel Faszinierendes in der Philosophie, was uns (…) in unserer Gegenwart betrifft. Darüber hinaus hat die Pandemie mein Denken über die Welt und die Gesellschaft verändert. Die Welt ist so vernetzt wie nie, alle sind mit denselben Schwierigkeiten konfrontiert: Eine gespaltene Gesellschaft mit Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Einschränkungen, mentaler Belastung oder auch Unzufriedenheit mit Politikern.

M. –> Ich habe mir Philosophie immer als ein sehr schwieriges oder komplett leichtes Fach vorgestellt. Ich denke, man nimmt schnell an, dass Philosophen einfach Tagträumen und eben ein wenig laut nachdenken. Doch ich habe gesehen und gelernt, dass das Philosophieren nicht so leicht ist und man es nicht nur nebenbei machen kann. Es war schön, die Philosophie von Beginn an kennen zu lernen. Vor allem mit Sokrates, der jedem ein Begriff ist. Die philosophischen Texte haben für mich oft keinen Sinn ergeben, aber durch das Besprechen danach konnte ich sie besser verstehen.

T. –> Mir hat dieses Jahr besonders gefallen und interessiert, wie wir mithilfe der Aufgaben oft die theoretische Philosophie mit der derzeitigen Situation verbunden haben. Dadurch ist es mir deutlich leichter gefallen, die Thematik zu verstehen. Ich denke, ich habe dadurch Sachen gelernt, die ich auch noch länger im Kopf behalten werden. Ich muss gestehen, dass ich jetzt nicht jemand bin, der sich sehr für Philosophie interessiert, aber durch die angewandte Ethik, die uns unter anderem auch vermittelt wurde, habe ich schon einiges mitnehmen können.

T. –> Um sich in einer Krisenzeit von einem Tag zum nächsten “vorwärtszuhanteln”, um trotz des Mangels an Sozialkontakten nicht Trübsal blasend in den eigenen vier Wänden zu versauern und um trotz der aufgrund der Situation geballten Schularbeiten und Tests nicht vor lauter Verzweiflung laut zu schreien, ist die beste Möglichkeit, sich vorübergehend in sich selbst zu versenken, so bestimmte Ereignisse in Relation zu setzen und sich vor Augen zu halten, was das Ziel des Ganzen ist… Kurz: Es hilft, zu philosophieren! Mich persönlich hat es immer wieder aufgebaut, nach einem langen, zermürbenden Schultag zuletzt zur Philosophie zurückzukehren und nachzuvollziehen, was kluge Menschen aus allen Zeiten über die Welt, den Menschen und Krisen wie diese gedacht und geschrieben haben: Die Dinge aus diesem übergeordneten, zeitlosen Blickwinkel zu betrachten, sozusagen von hoch oben, von der Spitze eines der Haare des Kaninchens die Welt dort unten im Fell zu beobachten, kann unsagbar heilsam sein. Um unser Denken in möglichst vielen Bereichen anzuregen, uns auf neue Ideen zu bringen und unseren Horizont zu erweitern, haben wir einen “Schnelldurchgang” durch einige der bedeutsamsten philosophischen Strömungen von der Antike bis heute unternommen: Von den Naturphilosophen über Sokrates und Platon bis zu René Descartes, Ludwig Wittgenstein und Judith Butler. Wir haben einen Rundgang von der Klassischen Philosophie und der Achsenzeit über Rationalismus und Empirismus bis zu Sprachphilosophie und Ethik absolviert und sind so durch die Zeit zu möglichst vielen spannenden Aspekten der Philosophie gesprungen. (…) Philosophie ist nicht etwas, das alte gelehrte Mönche hinter verschlossenen Türen in ihrer geistigen Klause tun – sie ist für den Alltag bestimmt, wie schon Sokrates erkannte, der die Philosophie als Erster “vom Himmel heruntergerufen und in den Städten und Häusern angesiedelt hat”. Philosophie kann uns allen in unseren dunklen Stunden helfen, uns nicht zu verlaufen. Philosophie bedeutet, die Augen zu öffnen und die Welt um uns herum wirklich anzusehen. Philosophie ist es, die den Menschen zum Menschen macht.

Y. –> Meiner Meinung nach ist Philosophie ein sehr spannendes Fach und daher finde ich, dass man von jedem Thema, das wir dieses Jahr im Unterricht besprochen haben, etwas mitnehmen kann. (…) Ich glaube, dass Philosophie in jedem Bereich des Lebens vorkommt, und man kann sich immer damit beschäftigen. Abschließend kann ich sagen, dass man durch die Philosophie lernt, Fragen oder auch Situationen aus einer anderen Perspektive zu betrachten, was ich sehr wichtig finde, denn so hat man mehrere Sichten und Meinungen.

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C. –> Bevor ich in die achte Klasse gekommen bin, kannte ich zwar den Begriff “Philosophie”, konnte mir aber nicht wirklich etwas darunter vorstellen. In diesem Falle war ein Jahr Philosophieunterricht definitiv eine Bereicherung für mich. Zugegebenermaßen kann ich nicht mit allen Bereichen der Philosophie etwas anfangen, die Erkenntnistheorie oder die Sprachphilosophie sind für mich irgendwie immer noch irritierend, aber vor allem die antike Philosophie bei Sokrates oder der Taoismus haben mich sehr angesprochen und auch neugierig gemacht. (…) Ich bin davon überzeugt, dass die Corona-Krise in jedem von uns etwas verändert hat. Persönlich merke ich, dass ich gelernt habe, scheinbar selbstverständliche Dinge mehr wertzuschätzen und mit Krisensituationen besser umzugehen. Zwar denke ich nicht, dass die Philosophie die Lösung aller unserer Probleme ist, aber dass sie uns bei der Lösung helfen und unterstützen kann, auf jeden Fall. Ich habe zwar nicht geplant, mich in nächster Zeit aktiv mit Philosophie zu beschäftigen, bin aber davon überzeugt, dass ich im Laufe meines Lebens immer wieder mit ihr in Berührung kommen werde und so noch viel lernen kann.

H. –> Dieses Jahr hat mir am meisten die Sprachphilosophie gefallen. Aber ich fand auch Themen wie das Glück und das Frauenbild in der Philosophie sehr interessant. Außerdem finde ich es sehr faszinierend, dass es in der Philosophie so viele verschiedene Ansichten gibt, wie die der Hedonisten, die von Aristoteles oder die der Utilitaristen. Ich glaube, durch diese verschiedenen Ansichten habe ich gelernt, vieles aus einer anderen Perspektive zu sehen und kann dadurch die Meinungen anderer zu verschiedenen Themen viel besser verstehen bzw. nachvollziehen. Ich glaube, die Philosophie hat mir gezeigt, dass es kein „overthinking“ gibt und dass es sehr interessant sein kann, etwas auch mit einer anderen „Denkweise“ zu betrachten.

J. –> Ich fand es gut, dass wir berühmte Philosophen und ihre Lehren besprochen haben und mir hat auch die griechische Philosophie gut gefallen. Vor allem hat das gut mit Latein zusammengepasst, weil wir da ziemlich zeitgleich auch darüber geredet haben. Natürlich waren nicht alle Themen so meins, weil viel auch sehr abstrakt war, aber der Großteil hat mir auf alle Fälle gut gefallen. Ich fands auch interessant, dass wir am Ende mehr über moderne Philosophen gelernt haben und auch immer aktuelle Filme dazu geschaut haben. Dadurch, dass in den letzten Aufgaben oft Fragen an uns und zu unserer Meinung zu bearbeiten waren, habe ich das Gefühl, mich selbst ein bisschen besser kennen gelernt zu haben. Da waren nämlich Fragen dabei, auf die ich nie gekommen wäre, bzw. die ich mir nie selbst gestellt hätte. Ich finde es auch gut, dass wir über die Pandemie geredet haben. (…) Ich möchte mich auf alle Fälle weiterhin mit Philosophie beschäftigen und versuchen, dadurch meinen Horizont zu erweitern und mich selbst und meine Einstellung zu bestimmten Dingen besser kennenzulernen.

M. –> Vor dem PuP-Unterricht habe ich mich noch sehr wenig mit Philosophie beschäftigt und konnte mir nicht sehr viel darunter vorstellen. Durch dieses Fach habe ich auf jeden Fall einen Überblick über die verschiedenen Teilbereiche erlangt. Auch wurde mein Interesse für bestimmte Gebiete der Philosophie geweckt. Der Unterricht in der Schule war zwar teilweise etwas trocken, jedoch wurde ich angeregt, über bestimmte Fragen nachzudenken und habe Wissen mitnehmen können. (…) Ich denke schon, dass die Philosophie dabei helfen kann, Krisenzeiten zu bewältigen, und werde mich daher auch in Zukunft immer wieder damit auseinandersetzen.

M. –> Was Philosophie für mich verändert hat? Mir ist bewusst geworden, dass der Geist und die Fähigkeit zu denken unheimlich viele Chancen und Möglichkeiten bergen, aber ebenfalls einige Herausforderungen mit sich bringen. Wer denkt, der ist und wer ist, der entscheidet. Wie man sich jedoch entscheidet, kann auf verschiedene Arten der Abwägung zurückgeführt werden. Durch den Philosophieunterricht wurde mir veranschaulicht, wie unterschiedlich Entscheidungen getroffen werden können und wie verschieden die Zugänge unterschiedlicher Philosophen sind. Aber eins haben sie alle gemeinsam: Sie denken.

M. –> Mir hat vor allem das Denken des Sokrates und das Frauenbild und seine Geschichte gefallen. (…) Ich denke mit mehr Vorsicht, ich überdenke mehr und sage nicht gleich alles, was ich denke. Außerdem achte ich dadurch mehr auf meine Formulierungen. (…) Ich bemerke durch die Pandemie, wie wichtig der soziale Kontakt ist, und dass man mehr auf sein Umfeld und die Umwelt achten muss. Die Maßnahmen sind nervig, aber sie dienen nur zu unserem Schutz und deshalb kann ich das nicht mehr locker nehmen.

P. –> Ich fand Philosophie während der Pandemie recht hilfreich. Es hat geholfen, dass man sich an manchen Tagen die Seele aus dem Leib philosophieren konnte. An anderen Tagen, wo man schon viel zu viel über die Pandemie gehört hat und der ganzen Realität einfach nur entkommen wollte, beschäftigten wir uns mit anderen Themen. (…) Ich finde es im Nachhinein auch sehr wichtig, dass wir das Corona-Thema sowie unsere Psyche in so einer Zeit ausführlich besprochen haben, da es einem auch das Gefühl gab, gehört zu werden und auch etwas zu sagen zu haben.

T. –> Ich fand vieles interessant, wobei mich der Taoismus dieses Jahr am meisten fasziniert hat, weil ich darüber nichts wusste. (…) Ich persönlich hätte gern noch einen tieferen/erweiterten Blick in die Philosophie der östlichen Welt gehabt wie z.B. etwa über den Buddhismus. Natürlich sind auch die westlichen Philosophen wichtig, aber irgendwie weiß man schon im Voraus ein bisschen etwas über ihre Theorien. Dennoch waren auch diese spannend (…) Hätte man mich am Anfang des Jahres gefragt, was Philosophie ist, hätte ich wahrscheinlich gesagt, die Lehre über das Denken. Es geht darum, möglichst klug zu klingen und jeder kann philosophieren. Inzwischen ist mir klar, dass es nicht nur um das Denken geht, sondern viel mehr: um den Versuch, Rechtlinien und Wege zu bestimmen, die man auf das menschliche Leben übertragen kann, um so gut wie möglich zu leben. (…) Und obwohl jeder philosophieren kann, geht es nicht einfach nur ums Denken und die eigene Meinung, sondern um mehr. (…) Ich finde, die Pandemie hat sehr viele gesellschaftliche Strukturen verändert. Einerseits hat es die Welt und die Menschheit enger zusammengeschweißt, gleichzeitig auch weiter auseinandergetrieben. Manchmal frage ich mich, mit welchen Augen Neugeboren die jetzige Welt wahrnehmen, wenn sie nur Menschen mit Masken sehen. Ich glaube die Pandemie hat der Welt gezeigt, dass die Menschheit nicht alles in ihrer Macht hat, wie man manchmal arroganterweise denkt, und dass man dankbar sein sollte für das, was man hat. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die Normalität nach der Pandemie. (…) Ich glaube, ich werde mich auch nach der Schule (privat) noch mit der Philosophie beschäftigen, denn sie kann einem manchmal die Augen öffnen und ein lebenswerteres Leben schaffen, wodurch positive Veränderungen herbeiführt werden. Zudem denke ich, dass ich wahrscheinlich auch in Zukunft, sei es im Beruf oder Studium, mit der Philosophie oder der Ethik in Kontakt kommen werde.