Um Hilfe sollte man nicht bitten müssen. Hilfe sollte man ungefragt anbieten, das ist die wahre Bedeutung des Wortes „helfen“. Und genau das taten wir, die 8.B., in Begleitung unseres Philosophielehrers Professor Andreas Baryli am Donnerstag, den 26. November am Wiener Hauptbahnhof im Rahmen der Organisation „Train of hope“. Die Idee, als Freiwillige einen Vormittag lang Flüchtlingen zu helfen, war Wochen davor tatsächlich von uns Schülern gekommen, und wir hatten den Tag mit dem Einverständnis unserer Lehrer (Danke!) selber organisiert. Pünktlich um 8 Uhr am Bahnhof eingetroffen, wurden wir ersucht, uns einfach irgendwo einzuteilen und anzufangen. Leichter als leicht.
Wir waren uns wahrlich für nichts zu schade: Während ein Teil der Klasse fegte, schrubbte und schlichtete, schnippelte, rührte und verteilte der Andere. Für sechs Stunden sollten Küche, Lager und Kleiderzelt unser neues Heim werden. Durch die Medien hört man wahrlich viel über die momentane Flüchtlingssituation… oft mehr Schlechtes, als Gutes. Um sich aber wirklich ein Bild machen zu können, muss man diesen Menschen – Menschen, wie du und ich – in die Augen gesehen haben. Die Angst vor Gegenwart und Zukunft und die Schande, das Schämen dafür, der Welt hier schutzlos ausgeliefert zu sein, das muss man gesehen haben. Nur dann und ausschließlich unter dieser Prämisse sollte man den Mund aufmachen und urteilen. Drückte man ihnen einen Teller samt Brot in die Hand, strahlten sie dich an und lächelten, und man hätte meinen können, die arabische Sonne ginge über dem österreichischen Horizont auf. Viele Flüchtlinge lehnten bei der Essensausgabe sogar bescheiden ab, als wir ihnen beim Anblick der Hungerportion noch etwas dazu schaufeln wollten. Andere fragten zwar, ob sie sich noch dazu nehmen dürften, allerdings nur ganz zaghaft, was angesichts des vollen Buffets auf uns einen schockierenden Eindruck machte. Fast alle vergolten unsere Mühe mit einem Lächeln und einige sagten „Danke“. Eine Mutter eines ungefähr 14 Jahre alten Mädchens bat uns „tapfere Küchenmädels“ sogar um ein Foto und erklärte uns, dass sie das dann bei der Wiedervereinigung ihrer Familie stolz herzeigen würde.
Für sie beide war dies der Tag, an dem sie mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen an eine bessere Zukunft dachten.
Für uns war dies der Tag, an dem wir verstanden, dass diese Afghanen, Syrer und Libyer in erster Linie Menschen sind, Menschen. Und Menschen helfen Menschen.
Für mich war dies der Tag, an dem ich begann, ein Stück mehr Mensch zu sein.
Yvonne Bolhár-Nordenkampf, 8B