Der Vorbereitungskurs ist im Rang einer unverbindlichen Übung, also ohne Leistungszwang aber mit Anwesenheitspflicht. Es ist ein Hochleistungskurs in Sachen Chemie, sowohl in Theorie als auch in der Praxis. Dabei sind Selbstorganisation und selbständiges Handeln gefordert, es wird scharfes, logisches Denken trainiert und der Umgang mit Geräten und Stoffen geübt, mit denen die meisten Menschen nicht in Berührung kommen.
Gegen Ende des Schuljahres finden die Wettbewerbe – die eigentliche Olympiade – statt, zuerst im Kurs, dann landesweit (etwa 120 TeilnehmerInnen aus ganz Wien), gefolgt vom Bundeswettbewerb und dem Internationalen Wettbewerb (ICHO), an dem ca. 80 Nationen teilnehmen, und der in irgend einer Universitätsstadt der Welt durchgeführt wird.
Reich werden auch die Gewinner der ICHO nicht, aber jeder einzelne Teilnehmer an der ÖCHO hat die Erfahrung gemacht, wie groß seine persönlichen Fähigkeiten sind, und ist in der Lage, über den eigenen Tellerrand zu blicken.
Einen vorgegebenen Lehrplan gibt es nicht, es gibt aber ein Ziel, und dieses lautet:
- Möglichst viele Kompetenzen sich aneignen,
- möglichst rasch einen Überblick über die Problemstellung bekommen und ein Lösungskonzept entwickeln können,
- möglichst weit bei den Wettbewerben zu kommen.
Im Anfängerkurs beginnen wir mit Labortechnik, d.h. wir lernen,
- wie wir mit Glasgeräten aber auch Messgeräten z.B. zu Schmelzpunktsbestimmung oder einem pH-Meter umgehen
- wie wir Volumina genau messen und volumetrische Verfahre durchführen und
- wie einfache Trennverfahren wie z.B. Filtration, Destillation, Extraktion durchgeführt werden.
- Einfache Analytik („Ionenfischen“) und
- Kennenlernen charakteristischer Nachweisreaktionen der anorganischen Chemie
sind weitere Schwerpunkte des Anfängerkurses.
Der theoretische Schwerpunkt des Anfängerkurses liegt auf Stöchiometrie, d.h.
der Berechnung
- von Stoffumsätzen,
- der theoretischen Ausbeute,
- des pH-Wertes,
- der Löslichkeit,
- von Gasmengen und Gasdrucken,
- von einfachen Gleichgewichten
In den Kursen für Fortgeschrittene finden sich Themen wie Photometrie, Polarimetrie, thermometrische, konduktometrische und komplexometrische Titrationen, Elektrochemie und was sonst noch von einem gut ausgebildeten Chemiker in Praxis und Theorie verlangt wird.
Selbstverständlich kommen auch Präparate (Synthesen) nicht zu kurz, die einerseits wissenschaftlichen Background haben, andererseits aber auch Spaß machen sollen (z.B. Gummi Bärli, Karamelzuckerl oder Schokolade.
Den Abschluss (ab etwa April) eines jeden Schuljahres bilden die Wettbewerbe.
Eine Aufgabe des Kurswettbewerbes aus dem Jahr 2003 soll als Beispiel dienen:
Die Gewinnung des Metalls Niob erfolgt meist in zwei Stufen: $latex \dots Nb_2O_5 + \dots C \rightleftharpoons \dots NbC + \dots CO$ bei 800 °C $latex \dots Nb_2O_5 + \dots NbC \rightleftharpoons \dots Nb + \dots CO$ bei 800 °C
- Ermittle für beide Reaktionsgleichungen die stöchiometrischen Koeffizienten.
- Wie viel $latex Nb_2O_5$ und wie viel Koks (C) werden gebraucht, um 1 Tonne NbC herzustellen?
- Welches Volumen nimmt das bei der Bildung von 1 Tonne Nb gebildete Kohlenmonoxid bei Normaldruck (1,013 bar) und 800°C.
Es wundert nicht, dass viele angesichts der Komplexität der Aufgabe meinen, „das schaffe ich nie“. Dabei ist nur das letzte Wort falsch: Es sollte ersetzt werden durch „jetzt noch nicht“.
Denn Schüler unserer Schule, die in den letzten Jahrzehnten Großartiges geleistet haben, haben auch so begonnen und haben dann am internationalen Wettbewerb (ICHO) in Peking, Washington D.C. und Oslo teilgenommen und meist auch eine Medaille errungen.
Es ist kein Meister vom Himmel gefallen, dabei sein und dran bleiben ist aber wichtig.
Gutes Gelingen wünscht euer Chemielehrer Johannes Fuchs