Am 18.12. klingelt der Wecker die Schüler der 5B und 6B früher als sonst aus dem Schlaf. Draußen scheint es noch mitten in der Nacht zu sein und der Nebel hängt tief über dem verschlafenen Wien. Das gemeinsame Ziel der 37 Erlgassler: Der Westbahnhof. Der Plan für den Tag: Mit der Westbahn nach Salzburg fahren und die Stadt erkunden, das Stefan Zweig Zentrum besuchen, ein bisschen Sight Seeing, coole Fotos machen, Spaß haben und den Salzburger Weihnachtszauber am Christkindlmarkt spüren. Während einer zweieinhalb Stunden andauernden Fahrt haben wir Zeit, erstmal richtig aufzuwachen. Von der oberen Etage des Zuges aus haben wir einen wunderschönen Blick auf die aufgehende Sonne, die langsam beginnt, hinter den dichten Nebelfetzen hervorzublinzeln und uns einen tollen Tag verspricht.
Vom Salzburger Hauptbahnhof aus marschieren wir in die Innenstadt. Unser Weg führt uns durch den Mirabellgarten und am schönen Schloss Mirabell vorbei. Nach einem etwas längeren Fußmarsch auf den steilen Kapuzinerberg (der nicht ohne Jammern und Fluchen überwunden wird), stehen wir schließlich vor der Zweig-Villa, dem „Paschinger Schlössl“, wo der Schriftsteller Stefan Zweig 15 Jahre mit seiner Familie und Angestellten gelebt hat. Aber der Aufstieg lohnt sich nicht nur wegen eines ganz hübsch aussehenden, gelben Hauses, sondern wir werden auch mit einer schönen Aussicht auf die Stadt belohnt und haben einen tollen Blick über die Dächer Salzburgs und die Salzach. Leider versteckt sich die Sonne hinter großen, grauen Wolken, aber wir sind froh, dass es nicht regnet.
Unser nächstes Ziel: Das Stefan Zweig Centre. Wir freuen uns über die Gelegenheit, uns ein wenig ausrasten und aufwärmen zu können und werden davon überrascht, wie interessant und fesselnd ein Stefan Zweig-Experte uns etwas über das Leben und die Werke des Schriftstellers erzählt. Wir alle sind uns einig: Der angenehmen Stimme des Vortragenden hätten wir ewig zuhören können.
Wieder auf dem Weg Richtung Innenstadt schreien wir, wie es sich für vorbildliche und wissende Salzburgbesucher gehört, auf Kommando „Jedermann“ im Chor vom Berg aus auf die Stadt herab. Natürlich sehen wir uns auch den Domplatz an, wo das gleichnamige Drama von Hugo von Hofmannsthal im Rahmen der Salzburger Festspiele alljährlich aufgeführt wird.
Dann haben wir zwei Stunden Zeit, uns frei in der Stadt zu bewegen. Es ist einiges los in Salzburg, viele Menschen drängen sich geschäftig durch die Gassen und sind bepackt mit vielen Tüten. Langsam wird es dunkel und die wunderschöne Beleuchtung sorgt für eine ganz besondere Stimmung. Überall stehen lichterkettenbepackte Weihnachtsbäume und die Getreidegasse, wo wir uns das Geburtshaus von Mozart ansehen, gefällt uns wegen der schönen Weihnachtsdekoration und all den Lichtern besonders gut.
Am Christkindlmarkt wärmen wir uns mit Punsch den Bauch und machen uns auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken oder netten Mitbringsel. An jedem Stand glitzert und funkelt es, handbemalte Christbaumkugel und nostalgische Schneekugeln finden wir besonders toll. Es duftet nach blumigen Seifen, süßen Waffeln und Käsespätzle – Weihnachten liegt spürbar in der Luft.
Als wir uns am Domplatz wieder zusammenfinden, sind auch wir mit etlichen Einkaufstüten bepackt. Leider beginnt es zu regnen, und wir gehen lärmend, versteckt unter unseren Kapuzen und Schirmen, zurück zum Bahnhof. Herr Professor Neubauer betitelt diese Situation (mehr oder weniger) liebevoll als „Völkerwanderung der Wahnsinnigen“ und trifft mit dieser Beschreibung wohl genau ins Schwarze.
Auf der Rückfahrt ist klar: Selten haben wir alle so viel gelacht wie heute. Bei gemeinsamen Ausflügen oder „gemeinsamen Abenteuern“ bemerkt man erst wieder, wie stark unser Zusammenhalt eigentlich ist. Wir sind eben alle eine große (laute, verrückte…) Familie. Erschöpft sinken wir in die Sitze, schauen uns die lustigsten Schnappschüsse an, reden über den heutigen Tag und die Momente, an die wir uns noch ewig zurückerinnern werden.
Es gibt wahrscheinlich nicht viele Lehrer, die es sich freiwillig antun, mit zwei Schulklassen, die manchmal mehr einer lärmenden Kuhherde als zivilisierten Menschen gleichen, nach Salzburg zu fahren. Ein großes Dankeschön an Frau Professor Wotke und Herrn Professor Neubauer, dass sie diesen Tag für uns organisiert haben.
Vicky Kamenik und Vivi Waller, 6.B